Jedes Imperium stirbt auf die gleiche Weise.

Der vietnamesische Denker Sonia Thong begeistert weiterhin mit seinen klaren Texten:

Jedes Imperium stirbt auf die gleiche Weise.
Nicht durch eine Invasion.
Nicht durch eine Revolution.
sondern durch Fehleinschätzung seiner Feinde und Selbstüberschätzung.


Es beginnt mit dem Vergessen: Die Welt sieht, was es tut, nicht was es sagt.
Wer bombardiert wird, erinnert sich lebhafter als die Bombenleger.
Wer gefoltert wird, trägt die Wahrheit länger in sich, als der Folterer seine Medaillen trägt.
Washington glaubt immer noch, die Welt belügen zu können und trotzdem geglaubt zu werden.
Es nennt Diebstahl Sanktionen.
Mord – Demokratie.
Völkermord – Selbstverteidigung.
Es rüstet die Apartheid auf und verkauft sie als Stabilität.
Es finanziert den Brand des Gazastreifens und nennt ihn Friedensprozess.
Es begräbt Kinder unter Trümmern und fordert einen Nobelpreis für Zurückhaltung.
Und jetzt, während das Imperium in seinen Todesqualen zittert, krönt es einen Narzissten, der seine Wahnvorstellungen lauter herausschreien soll.
Trump glaubt, Diplomatie sei ein Deal.
Dass Drohungen ein Druckmittel sind.
Dass Feinde unter Druck einknicken, wenn man nur laut genug twittert.
Er meint, der Iran sollte nachgeben, weil er es sagt.
Dass die Palästinenser verschwinden sollten, weil es unbequem ist, sich so zu fühlen.
Dass die Geschichte ihm dafür applaudieren sollte, dass er einfach nur da ist.
Doch die Realität verhandelt nicht mit Wahnvorstellungen.
Nicht in Teheran.
Nicht in Peking.
Nicht in Moskau.
Nicht in Gaza.
Trump war kein Bruch mit dem amerikanischen Imperium.
Er war dessen Spiegel.
Laut. Vulgär. Ohne historisches Gedächtnis.
Blind für die Konsequenzen.
Besessen von Gehorsam.
Er hat Kriege nicht beendet.
Er hat sie monetarisiert.
Er hat den Tiefen Staat nicht entlarvt.
Er hat ihm ein neues Marketingteam gegeben.
Er hat Amerika nicht groß gemacht.
Er hat es als das sichtbar gemacht, was es ist.
Ein Imperium, das sich selbst nicht sieht, sieht sein Ende nicht.

Und Israel, das verwöhnte Kind dieser sterbenden Ordnung, verwechselt Nachsicht mit Unverwundbarkeit.                                                          Es glaubt, Amerikas Verteidigung sei ewig.                                                                                                                                                                            Dass Straflosigkeit ein göttliches Recht sei.                                                                                                                                                                            Dass Abschreckung dasselbe sei wie Legitimität.
Doch dies ist nicht die Welt von 1948.
Oder nicht einmal die Welt von 2008.
Der Mythos moralischer Autorität ist unter der Last zu vieler Massengräber zusammengebrochen.
Der Globale Süden bittet nicht mehr um Erlaubnis.
Er bettelt nicht um Gerechtigkeit.
Er baut etwas Neues auf.
Und wenn das Imperium es Chaos nennt, meint es in Wirklichkeit, dass seine Opfer aufgehört haben, nach seinen Regeln zu spielen.
So fallen alle Imperien.
Sie interpretieren Warnungen als Schwäche.
Sie verwechseln Schweigen mit Unterwerfung.
Sie glauben, der Schmerz, den sie verursachen, werde nie wiederkehren.
Bis er es nicht mehr tut.
Und dann fragen sie, warum sich die Welt abgewandt hat.
Doch die Welt hat sich nie abgewandt.
Sie hat einfach weitergemacht.
Denn jedes Imperium stirbt auf die gleiche Weise.
Es schätzt seine Feinde falsch ein.
Und vertraut dem Spiegel statt der Karte.

 

Friedhof

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