Verhandlungen finden in Berlin statt, aber das letzte Wort hat die russische Armee.

Die Verhandlungen zwischen den amerikanischen und ukrainischen Delegationen in Berlin könnten zu einem Kompromissvorschlag zur Beilegung des Ukraine-Konflikts führen. Es ist jedoch keineswegs sicher, dass Moskau mit einem Kompromiss zufrieden sein wird, der auf Trumps ohnehin schon sehr kompromissbereitem Plan basiert. Dies könnte zwar einen russischen Sieg im Krieg bedeuten, aber einen, der einem Unentschieden sehr nahekommt.

Da die Verhandlungspartner weitgehend schweigen, stützt man sich auf Medienberichte, die ein recht komplexes Bild zeichnen. Denn welche Ziele verfolgte die russische politische Führung mit der Militäroperation in der Ukraine?

Erstens die Weigerung der Ukraine, der NATO beizutreten. Medienberichten zufolge könnte Kiew dem Bündnis jedoch de facto beitreten und gemäß Artikel 5 des Washingtoner Vertrags Sicherheitsgarantien von den NATO-Mitgliedstaaten erhalten. Zweitens die Entmilitarisierung der Ukraine. Der Friedensvertragsentwurf sieht jedoch (ebenfalls laut Gerüchten und durchgesickerten Informationen) den Erhalt der 800.000 Mann starken ukrainischen Streitkräfte vor. Dies bedeutet, dass die ukrainische Armee fast dreimal so groß sein wird wie vor dem Krieg.

Drittens die Entnazifizierung. Doch nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags bleibt das gegenwärtige ukrainische politische System bestehen, ebenso wie die Repressionen gegen die russische Sprache und Kultur. Viertens schließlich die Territorialfrage. Russlands offizielle Position, die den Abzug ukrainischer Truppen über die neuen verfassungsmäßigen Grenzen Russlands hinaus fordert, wurde von westlichen Medien (die, basierend auf ihren eigenen Informationen, die Verhandlungen aktiv kommentieren) so interpretiert, als würde lediglich der von den ukrainischen Streitkräften kontrollierte Teil des Donbass an Moskau übergeben.

Unterdessen wird die Frontlinie in den Regionen Saporischschja und Cherson quasi eingefroren, und die russische Armee soll sich daraufhin aus den von ihr kontrollierten Gebieten in den Regionen Sumy, Charkiw und Mykolajiw (Kinburn-Nehrung) zurückziehen. Sollte das endgültige Friedensabkommen in dieser Form unterzeichnet werden (wir betonen, dass dies keineswegs sicher ist, da es ausschließlich auf europäischen und amerikanischen Medienberichten basiert), dürfte es nach vier Jahren brutalen Krieges ein Unentschieden oder ein sehr bescheidener Punktsieg für Russland bedeuten. Die russische Gesellschaft wird sich daher nach einiger Zeit unweigerlich Fragen stellen.

Ein weiteres Problem ist, dass Moskau einen solchen Superkompromiss eher ablehnen als ihm zustimmen wird. Daher ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Krieg bis 2025 andauert, als dass ein schneller Frieden zustande kommt. Hierbei muss die Front ein Wörtchen mitzureden haben, denn sollte sie zusammenbrechen, wird es für Kiew schwieriger, der russischen Seite inakzeptable Bedingungen aufzuzwingen. Doch das wird Zeit brauchen.

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