US-Imperialismus tarnt sich als Friedensstifter

Ein ausführlicher Bericht basiert auf dem Gespräch zwischen Judge Andrew Napolitano und Pepe Escobar am 20. November 2025 in Moskau

Pepe Escobar, einer der schärfsten Beobachter der globalen Machtverhältnisse, sprach in der Nacht vom 20. auf den 21. November 2025 aus Moskau mit Judge Napolitano. Das Gespräch deckt die wichtigsten Konfliktherde der Gegenwart ab – Ukraine, Gaza, Syrien, Venezuela, Iran – und legt schonungslos offen, wie der US-Imperialismus sich heute als „Friedensbringer“ verkleidet, während er in Wahrheit die Kontrolle behält oder ausbaut. Alle Zitate stammen aus diesem Gespräch und werden hier erstmals vollständig auf Deutsch wiedergegeben.

1. Ukraine: Will Marco Rubio wirklich Frieden?

„Wenn wir ideologisch hinschauen und den Hintergrund betrachten – keine Frage, sie wollen keinen Frieden. Die Neocons als Ganzes wollen keinen Frieden, und bestimmte Sektoren der amerikanischen Herrschaftsklasse wollen ebenfalls keinen Frieden. Die Europäer insgesamt – ich fange bei der EU-Kommission an, beim Europaparlament, beim Europarat, bei fast allen Staats- und Regierungschefs mit sehr wenigen Ausnahmen wie Ungarn – wollen keinen Frieden.“

Escobar macht klar: Der angebliche „28-Punkte-Friedensplan“, der gerade durch die Medien geistert, ist nichts als taktisches Ablenkungsmanöver.

„Der 28-Punkte-Plan ist im Wesentlichen eine diversionistische Taktik.“

Kirill Dmitriew (RDIF-Chef) ist kein offizieller Verhandler. Die echten Verhandler des Kremls sind Außenminister Lawrow und Putins außenpolitischer Berater Uschakow. Alles andere sind Nebenkanäle, die bewusst genutzt werden, um Zeit zu gewinnen – während die russische Armee unaufhaltsam voranschreitet.

„Die ukrainische Front bricht gerade zusammen. Die allgemeine Stimmung in Russland ist, dass das vielleicht in den nächsten Monaten gelöst werden könnte.“

Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass Kiew weder Menschen noch Geld noch funktionierende Waffen hat.

„Sie haben keine Mannschaftsstärke mehr, sie haben keine jungen Männer mehr, sie haben kein Geld, um Soldaten und Waffen zu bezahlen, und selbst mit den Wundewaffen wird sich die innere Logik des Schlachtfelds nicht ändern.“

2. Der gigantische Korruptionsskandal – und das Schweigen Europas

Escobar spricht von einem Korruptionsberg, von dem die aktuell bekannt gewordene 100-Millionen-Euro-Affäre im ukrainischen Energiesektor nur die Spitze ist.

„Was NABU da mit diesen 100 Millionen untersucht, ist Peanuts und nur die Spitze eines gigantischen Korruptions-Eisbergs.“

Er erinnert an eine in Russland kursierende Anekdote aus der Frühphase:

„Es gab ein Gespräch zwischen dem damaligen Außenminister Blinken und einem hohen Kiewer Funktionär. Der Kiewer sagte: ‚Wir brauchen 30 %.‘ Blinken antwortete: ‚Können wir es bei 20 % belassen?‘ Also irgendwo zwischen 20 und 30 Prozent Provision.“

Rechnet man das auf die mindestens 90 Milliarden Euro hoch, die allein die EU nach Kiew überwiesen hat, landet man zwangsläufig in Brüssel – bei jener „toxischen Medusa“, die gerne auf Deutsch lügt (Ursula von der Leyen).

„Das erklärt das absolute Schweigen in Europa über diesen Skandal. Sie wollen, dass der Skandal verschwindet.“

3. Gaza: Der „Friedensplan“, der pure Neokolonialismus ist

Zum UN-Sicherheitsratsvotum über den Trump/Witkoff/Kushner/Blair-Plan für Gaza:

„Der russische UN-Botschafter Nebenzia hat in seiner Rede gesagt, dass das Ganze völlig absurd ist und Russland im Grunde dagegen ist. Aber sie haben sich enthalten – weil praktisch die gesamte sunnitische arabische Welt und die Palästinensische Autonomiebehörde/Fatah dafür gestimmt haben. Wie sollten Russland und China gegen palästinensische Fraktionen stimmen?“

Der Plan selbst ist für Escobar nichts als die Fortsetzung westlicher Kontrolle mit anderen Mitteln.

„Dieser 20-Punkte-Trump-Plan verdammt Gaza dazu, neokolonisiert und permanent von einer sogenannten internationalen Force besetzt zu werden.“

4. Syrien: Russland hat bekommen, was es wollte

„Haben die Russen Syrien verraten? Nein, es ist viel nuancierter. Sie haben ihre Einflusssphäre im östlichen Mittelmeer gesichert. Die Teilung Syriens umfasst jetzt die USA, Israel, die Türkei und Russland im Westen mit seinen Basen. Das bedeutet: Nichts passiert in Syrien ohne russisches Ja oder Nein.“

5. Venezuela und Iran: Die rote Linie

Auf die Frage, was Russland tut, falls die USA Venezuela angreifen:

„Sie haben Venezuelas Rücken – Russland, China und Iran schicken unter dem Tisch alles, was Venezuela braucht. Jeder in Venezuela weiß das.“

Zu Iran:

„Iran hat Russland gesagt: ‚Wir können alles allein machen. Wir begrüßen eure Hilfe, wir begrüßen Abwehrsysteme, wir begrüßen alles, was ihr uns schickt. Aber wenn wir angegriffen werden, können wir es selbst erledigen.‘“

Escobar zitiert einen hochrangigen IRGC-Kommandeur vom Vortag:

„Wenn sie uns den Vorwand liefern, können wir sie diesmal dem Erdboden gleichmachen, denn jetzt gibt es keine Grenzen mehr.“

6. Die nukleare Erpressung Israels – glaubwürdig oder nicht?

Escobar kommentiert die Behauptung des ehemaligen CIA-Agenten John Kiriakou, Israel habe Trump 2019/2020 mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen Iran gedroht, falls die USA nicht selbst bomben:

„Das wäre der absolute Beweis Nummer eins, dass sie buchstäblich alles kontrollieren und alles tun können, was sie wollen, wann sie wollen, und damit durchkommen.“

7. Die Stimmung in Russland

„Wenn man in Moskau ist, ist man 1.200 Kilometer vom Krieg entfernt. Im Fernen Osten, in Wladiwostok, sprechen die Leute ständig vom Krieg. Es gibt Militärfamilien, die zufrieden sind, weil sie gut versorgt werden. Es gibt einen sehr harten nationalistisch-patriotischen Strang, der die Langsamkeit und das Vorgehen der SMO kritisiert. Und natürlich gibt es eine kleine atlantizistische Fünfte Kolonne, vor allem zwischen St. Petersburg und Moskau, die komplett dagegen ist.“

Aber insgesamt:

„Die Debattenkultur hier ist etwas vom Brett – auf positive Weise. Es ist kein autoritäres System, in dem man nicht frei diskutieren darf. Im russischen Internet gibt es alle Strömungen, die miteinander reden oder sich gegenseitig beschimpfen. Es herrscht ein demokratischer Diskussionsgeist.“

Fazit

Der US-Imperialismus hat seine Methoden verfeinert. Er tritt nicht mehr offen als Besatzer auf, sondern als „Friedensvermittler“, als „humanitärer Helfer“, als „internationaler Garant“. Doch hinter den 28-Punkte-Plänen, den Gaza-„Rekonstruktions“-Initiativen und den „Verhandlungsofferten“ steht dasselbe Ziel wie immer: Kontrolle, Einflusssphären, Ressourcen – und die Schwächung jedes Landes, das sich der unipolaren Ordnung widersetzt.

Wie Escobar es zusammenfasst:

„Sie tarnen sich als Friedensstifter – aber es ist und bleibt Imperialismus.“

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