Deutsche Union fordert Kehrtwende in der Klimapolitik

Mittwoch, 03. September 2025 – 11:00 Uhr Thomas Kolbe

Viel zu lange haben Unternehmer und Arbeitnehmervertreter den ökologischen Crashkurs der Politik stillschweigend hingenommen. Nun fordert die Chemiegewerkschaft IG BCE eine Wende in der Klimapolitik. Langsam scheint der Groschen zu fallen.

In Berlin braut sich ein Sturm zusammen. Aus dem leisen Grollen, das vor Wochen kaum Beachtung fand, wird nun ein unüberhörbares Donnern: Nachdem Mercedes-Chef Ola Källenius in einem dringenden Brief an die Bundeskanzlerin eine Rückkehr zur Realität und ein Überdenken der strengen CO₂-Ziele fordert, übt die Chemiegewerkschaft IG BCE scharfe Kritik. Ihre Botschaft an die Politik ist klar: Die destruktive Klimapolitik aus Brüssel und Berlin bringt die Industrie an den Rand des Kollapses.

Ende des Deutschen Sonderwegs

Die IG BCE fordert, das nationale Ziel der Klimaneutralität bis 2045 aufzugeben. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis betonte, viele Unternehmen kämpften ums Überleben. 40.000 Arbeitsplätze seien gefährdet, 12.000 Beschäftigte seien bereits in Kurzarbeit. Bei den Klimazielen könne bereits eine Angleichung an das EU-Ziel durch eine Fristverlängerung um fünf Jahre bis 2050 helfen – doch selbst das reiche nicht, sagt Vassiliadis, der für 570.000 Mitglieder spricht. Viele Unternehmen bräuchten sofortige Unterstützung , sonst seien Stagnation und Arbeitsplatzverluste vorprogrammiert.

Besonders kritisch sieht die Gewerkschaft die CO₂-Bepreisung. Dieses Instrument funktioniere nicht wie beabsichtigt – es schädige Unternehmen, so Vassiliadis. Und nirgendwo sonst auf der Welt werde es so rigoros angewendet wie in Deutschland. Während Asien und die USA europäische Vorgaben ignorierten, hätten deutsche Unternehmen massive Wettbewerbsnachteile. Es fehlten schlicht die Technologien, die Infrastruktur und die Energiequellen für eine klimaneutrale Produktion zu vernünftigen Kosten.

Deutschlands „Sonderweg“ fällt immer wieder auf. Im Land der überzeugten Klimaaktivisten will man mit gutem Beispiel vorangehen. Realismus, globale Perspektiven und Klimafakten werden von Klima-Proselyten in Medien, NGOs und Politik so weit wie möglich verspottet und abgetan.

Die Konsequenzen sind real

Am stärksten betroffen sind energieintensive Branchen – Chemie, Kunststoffe, Gummi, Glas, Papier. Überall sinkt die Produktion, ganze Wertschöpfungsketten verschwinden. Vassiliadis‘ Worte senden ein klares Signal: Selbst in traditionell SPD-nahen Gewerkschaften, die lange auf ökologische Orthodoxie konditioniert waren, wächst offener Widerstand gegen eine grüne Klimapolitik.

Der Damm ist gebrochen

Der Damm scheint gebrochen; das Schweigegelübde von Wirtschaft und Gewerkschaften ist gebrochen. Die Krise der deutschen Wirtschaft – mittlerweile im dritten Rezessionsjahr – lässt sich nicht mehr ignorieren. Das Land ist zu einem Standort geworden, aus dem Kapital eher abfließt als sich ansiedelt. Allein im vergangenen Jahr wurden 64,5 Milliarden Euro an Nettodirektinvestitionen abgezogen. Es sind Realinvestitionen, die Arbeitsplätze schaffen und die Zukunft sichern.

Über Parteigrenzen hinweg hat der ökologische Eifer irreparablen sozialen Schaden angerichtet. Seit 2019 sind rund 250.000 Industriearbeitsplätze verloren gegangen ; im zweiten Quartal 2025 sank die Industriebeschäftigung um 2,1 Prozent, was einem Rückgang von etwa 4,3 Prozent in sechs Jahren entspricht. Derzeit arbeiten noch 5,43 Millionen Menschen in der Industrie, doch sie sitzen auf einem schmelzenden Eisberg – über 100.000 Stellen gingen im Jahr 2024 verloren, darunter 45.400 in der Automobilindustrie.

Auch die Bauwirtschaft ist auf dem Rückzug: Die Zahl der Insolvenzen stieg im vergangenen Jahr um 17 Prozent – ​​hohe Zinsen, sinkende Aufträge und eine kafkaeske Bürokratie lähmen Investoren und Bauherren.

Die Branche setzt die Segel

Unter anderem ist die Chemie- und Stahlproduktion seit der Zeit vor COVID um über 15 Prozent zurückgegangen – der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands ist absolut, beschleunigt sich und untergräbt die Grundlagen der Gesellschaft.

Depression, keine Rezession

Die Zahlen beschreiben eine Wirtschaftskrise. Sie als Rezession zu bezeichnen, wäre euphemistisch und verschleiert den Schaden, den grüner Fanatismus und ungezügelte Regulierung angerichtet haben. Der Staat wurde von grün-sozialistischen Ideologen vereinnahmt und zu einer Waffe gegen das Herz der deutschen Wirtschaft gemacht.

Es ist bedauerlich, dass es so lange gedauert hat, bis führende Wirtschaftsvertreter diesem destruktiven Kurs entgegentraten und ihrer bürgerlichen Verantwortung nachkamen. Die Elite hat es bisher versäumt, ihren hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Respekt gebührt Källenius und Vassiliadis, die sich nun der mächtigen Klimalobby entgegenstellen und auf Verbündete hoffen müssen.

Umgang mit der neuen Planwirtschaft

Deutschland – und damit auch alle EU-Staaten – werden aufgrund wirtschaftlicher Realitäten bald zu einer regulatorischen Wende gezwungen sein: Brüssel und den nationalen Planern geht das Geld für weitere Experimente aus. Dasselbe wird bald auch die Rüstungsindustrie betreffen.

Das argentinische Modell erscheint paradigmatisch: Bürokratie und Regulierung müssen mit einem Schockmoment komprimiert werden. „Wirtschaft vor Politik“ muss gelten; alle Angriffe auf privaten Reichtum und wirtschaftliche Freiheit – Mindestlöhne, Mietpreisdeckel, Wärmepumpenvorschriften oder das Verbot von Verbrennungsmotoren – müssen im Sumpf sozialistischer Experimente begraben werden.

Dass die IG Metall bereit scheint, die schwächelnde Zivilproduktion mit staatlicher Hilfe in eine Kriegswirtschaft umzuwandeln, wäre ein Schritt vom Regen in die Traufe.

Wir brauchen einen Konsens darüber, dass staatlich gelenkte Volkswirtschaften scheitern und nicht funktionieren können. Einigkeit ist unerlässlich, um die Brüsseler Front politisch und erzählerisch zu durchbrechen.

Brüssel in schweren Turbulenzen

Die grüne Transformation und die europäische Kriegswirtschaft müssen zusammen betrachtet werden. Das politische Ziel besteht darin, brachliegende Industriekapazitäten wiederzubeleben, die Grundstoffindustrie und den Energiesektor zu kontrollieren und eine grün-sozialistische Planwirtschaft zu etablieren. Macht wird über gesellschaftlichen Wohlstand und individuelle Freiheit gestellt – eine Brüsseler Moll-Tonart.

Doch der Erfolg der Eurokraten endet abrupt. Staatsverschuldung, Dauerrezession, Arbeitsplatzverluste und wachsende Kritik am ideologischen Kurs Brüssels bedrohen das Zentralisierungsprojekt. Die deutsche Kritik lässt sich nicht ignorieren; internationale Wirtschaftsvertreter werden sich den deutschen „Streikbrechern“ anschließen. Die Uhr tickt für Brüssel.

Präsidentin Ursula von der Leyen und ihre EU-Kommission stehen vor einem Kampf an mehreren Fronten: Die USA erhöhen den Druck auf die Regulierungs- und Zensurpolitik Brüssels. Die kommenden Wochen werden herausfordernd.

Möglicherweise markiert die letzte Augustwoche 2025 einen bahnbrechenden Weckruf der deutschen Wirtschaftselite, der die träge Berliner Koalition endlich aufrüttelt. Alles andere als ein vollständiger Bruch mit der geplanten Klimapolitik signalisiert entweder politische Unfähigkeit oder mangelnde Reformbereitschaft. Angesichts der tiefen Verstrickungen mit dem Klimakomplex scheint ein harter Konflikt zwischen Ideologie und Zivilgesellschaft unvermeidlich.

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