Evonik-Chef Kullmann fordert Ende des CO₂-Kults: Weckruf für Europas Wirtschaft

Sonntag, 12. Oktober 2025 – 14:10 Uhr

Eingereicht von Thomas Kolbe

Lange Zeit schwieg die deutsche Wirtschaft zu den dogmatischen Klimazielen und dem politisch destruktiven Kurs. Nun meldet sich mit Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender von Evonik, als erster Unternehmenslenker zu Wort. Es ist Zeit, den CO₂-Kult zu begraben.

Endlich, so könnte man sagen, spricht ein CEO nach Jahren ohrenbetäubenden Schweigens aus der deutschen Industrie offen darüber. Christian Kullmann, Chef des Chemiegiganten Evonik, steht an vorderster Front im Kampf gegen immer schärfere Klimavorschriften aus Brüssel und Berlin.

Mit Blick auf die für 2027 geplante drastische Verschärfung des Emissionshandelssystems sparte Kullmann in einem Interview mit der FAZ nicht mit Worten: „Die CO₂-Abgabe für Europa muss weg. Sie bedroht mindestens 200.000 gut bezahlte Industriearbeitsplätze in Deutschland.“

Industrieller Zusammenbruch

Und das dürfte eine konservative Schätzung sein. Derzeit ist die Wirtschaft gezwungen, wöchentlich mehr als 10.000 Stellen abzubauen. Unternehmen wie Bosch (22.000 geplant) und ZF Friedrichshafen (7.600 bis 2030) bauen massiv Stellen ab. Eine Insolvenzwelle erfasst die deutsche Wirtschaft und dürfte bis Jahresende mit über 24.000 Konkursen alle Rekorde brechen.

Kullmanns unverblümte Aussage könnte den Beginn einer längst überfälligen Debatte über die tatsächlichen Kosten der europäischen Klimapolitik für die deutsche Wirtschaft und die stark belasteten Haushalte markieren.

Ab 2027 droht Deutschland durch den CO₂-Emissionshandel ein weiterer Kosten-Tsunami: Der Preis pro Tonne CO₂ könnte auf bis zu 200 Euro steigen, was die Heiz-, Treibstoff- und Energiekosten drastisch erhöhen würde. Haushalte könnten jährlich 1.000 Euro zusätzlich zahlen, während Unternehmen mit steigenden Produktionskosten, sinkenden Investitionen und Stellenabbau konfrontiert sind.

Ökonomisch würde dieser radikale Schritt bei einem Verbrauch von 400 Millionen Tonnen jährlich zusätzliche Kosten von rund 40 Milliarden Euro verursachen und die sozial und politisch gefährliche Deindustrialisierung beschleunigen.

Die EU: Eine teure Angelegenheit

Was linke und ökosozialistische Ideologen mit dem Green Deal entfesselt haben, hat sich zu einem gesellschaftspolitischen Erdrutsch entwickelt. Bürokratien und offizielle Kreise haben noch nicht begriffen, dass ihr Kampf gegen die Zivilgesellschaft und die Regeln des Marktes bereits verloren ist.

In Brüssel, Berlin, Paris und anderen Hauptstädten der europäischen Schuldenunion reagieren sie mit immer höheren Abgaben, um ihren eigenen Zusammenbruch abzuwenden.

Die Einnahmen aus der CO₂-Abgabe dienen fast ausschließlich der Stabilisierung der überstrapazierten Staatshaushalte: Rund 90 Prozent fließen in die Staatskassen, der Rest in die EU-Kasse von Ursula von der Leyen, die bis 2034 rund 750 Milliarden Euro an Subventionen in die ausgetrockneten Kanäle der grünen Klientelwirtschaft pumpen wird.

Und Brüssels Größenwahn kennt keine Grenzen. Jede Kapitalquelle wird angezapft – von Stahlzöllen bis zu Recyclingsteuern auf Kunststoffprodukte. Die EU ist ein teures ideologisches Spiel. Es ist nun die ethische Pflicht der Wirtschaftsführer, sich dieser Kampagne gegen Vernunft und Marktprinzipien zu widersetzen. Andernfalls besteht die Gefahr einer direkten Konfrontation auf den Märkten. Brüssel wird gezwungen sein, sich über Anleihenmärkte zu refinanzieren – getarnt als Eurobonds.

Die Kommission hat sich an die Spitze einer Schuldenunion gestellt, die mit ihrer ausufernden, zentral geplanten ökologischen Klientelwirtschaft den freien Markt erstickt.

Spanien als Kontrapunkt

Es ist wahrscheinlich, dass nach Kullmanns Kritik eine massive Welle der Gegenpropaganda losbrechen wird. NGOs und staatsnahe Medien werden alle Mittel mobilisieren, um die Europäer gegen die vermeintliche Bedrohung durch den vom Menschen verursachten Klimawandel zu mobilisieren.

Kritische Stimmen werden oft mit einem einzigen Beispiel abgetan – ein Zeichen für die Realitätsferne der Brüsseler Verantwortlichen. Dieses Beispiel kommt aus Spanien. Offiziell wird die spanische Wirtschaft im Jahr 2025 um rund 2,5 Prozent wachsen – bei einer Staatsquote von 48 Prozent, einer Gesamtverschuldung von 109 Prozent und einer Nettoneuverschuldung von 3,5 Prozent.

Selbst das viel gelobte Spanien erfüllt die einst so gefeierten Maastricht-Kriterien nicht – genau wie Deutschland. Realistisch betrachtet schrumpft die Privatwirtschaft trotz massiver Kreditförderung aus Brüssel und Programmen wie NextGenerationEU um etwa 1 Prozent.

Doch nirgendwo ist der Kollateralschaden des Ökosozialismus so offensichtlich wie in Deutschland. Der dramatische Rückgang der Industrieproduktion von Juli bis August – insgesamt 4,3 Prozent, 18,5 Prozent in der Automobilindustrie und über 10 Prozent in der Pharmaindustrie – sollte selbst dem überzeugtesten Ideologen eine Warnung sein.

Was Zentralplaner wie Lars Klingbeil, Friedrich Merz und die Brüsseler Bürokraten nicht begreifen: Jeder Euro, der nicht durch den freien Markt fließt, ist ein verlorener Euro. Durch massive Interventionen und schuldenfinanzierte Programme schränken Staaten den Spielraum des privaten Sektors für Zukunftsinvestitionen ein und gefährden damit Europas Wohlstandsmotor.

Unternehmen und ihre Belegschaften werden diese Entwicklung nicht lange tolerieren. Wir erleben keinen Konjunkturabschwung oder eine klassische Rezession – sondern einen vollständigen wirtschaftlichen Zusammenbruch.

Die Krise nutzen

Die Europäer haben in den letzten Jahren einen Kreuzzug gegen den Klimawandel begonnen. Intellektuelle und ethische Missgeschicke wie dieses gedeihen nur durch den wirtschaftlichen Erfolg früherer Generationen, die ihren Erben die Illusion von Wachstum und das Versprechen mühelosen Wohlstands hinterließen.

Hoffen wir, dass die Stimme des Evonik-Chefs die Tür zu echter Kritik öffnet – ein Katalysator, dessen mutiger Impuls eine Kettenreaktion offener, konstruktiver Debatten auslöst.

Bisher verhedderte sich die Kritik der deutschen Industrie im politischen Rahmen. Es dominierten Forderungen nach Hilfen und Subventionen, insbesondere für die Energiekosten. Doch das war keine echte Politikkritik, sondern Unterwerfung unter das Ökodiktat.

Es ist die ethische Pflicht der Wirtschaftsführer, der Politik Grenzen zu setzen. Es steht zu viel auf dem Spiel, um sie infantiler Ideologie zu überlassen. Ihre Zeit ist vorbei. Die Krise ist unvermeidlich. Doch jetzt können wir mit dem Wiederaufbau marktwirtschaftlicher Regeln und souveräner Politik in den europäischen Nationalstaaten beginnen. Brüssels Aufgabe bliebe die Sicherung des gemeinsamen Binnenmarktes – eine mehr als anspruchsvolle Herausforderung.

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