Deutschlands Insolvenz-Tsunami: Strukturzerfall im Gange

Mittwoch, 06. August 2025 – 09:30 Uhr

Zusammenbruch einer Scheinwirtschaft

Deutschland wird von einer Insolvenzwelle erfasst. Im dritten Jahr einer anhaltenden Rezession ist die wirtschaftliche Lage alarmierender als während der Finanzkrise 2009.

Die Abwärtsspirale deutscher Unternehmen hat dramatische Ausmaße angenommen. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) verzeichnete das zweite Quartal 2025 die höchste Zahl an Insolvenzen bei Personen- und Kapitalgesellschaften seit 20 Jahren. Trotz eines leichten Rückgangs im Juni bleibt der Trend bestehen: Deutschlands wirtschaftliche Substanz erodiert – und mit ihr verabschiedet sich die Nation still und leise von ihrem Wohlstand.

Massensterben deutscher Unternehmen

Allein im Juni zählten die IWH-Ökonomen 1.420 Unternehmensinsolvenzen – ein Rückgang von 4 Prozent gegenüber Mai. Doch der Jahresvergleich offenbart das ganze Ausmaß der Krise: ein Anstieg von 23 Prozent gegenüber Juni 2024. Die Zahlen liegen zudem über 50 Prozent über dem Durchschnitt vor dem Lockdown. Besonders bemerkenswert: In wirtschaftsstarken Bundesländern wie Bayern und Hessen stiegen die Insolvenzen überproportional um 80 Prozent bzw. 79 Prozent.

Insgesamt wurden im zweiten Quartal 4.524 Unternehmensinsolvenzen verzeichnet – ein Anstieg von 7 % im Vergleich zum ersten Quartal 2025.

Ökonomen führen dies nicht nur auf die anhaltende Rezession zurück, sondern auch auf eine längst überfällige Marktkorrektur nach Jahren extrem niedriger Zinsen der Europäischen Zentralbank. Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, formuliert es so: „Jahrelang haben extrem niedrige Zinsen Insolvenzen verhindert, und während der Pandemie haben staatliche Hilfen ohnehin geschwächte Unternehmen am Leben erhalten.“ Nun entfaltet der Markt seine reinigende Kraft zurück.

Vermeidung einer Ursachenanalyse

Doch dieser Strukturbruch trifft auf ein Vakuum in der Wirtschaftspolitik.

Die tieferen strukturellen Schwächen und der selbstverschuldete politische Schaden werden in der IWH-Analyse zwar nicht thematisiert, doch bleiben diese die entscheidenden Faktoren für Deutschlands wirtschaftliche Isolation. Hohe Energiekosten, Überregulierung und Steuerbelastungen – im internationalen Vergleich – treiben Unternehmen entweder in den Bankrott oder ins Ausland. Die Arbeitnehmer spüren die Auswirkungen zunehmend.

Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young werden bis 2025 voraussichtlich über 100.000 Stellen abgebaut, insbesondere in der Industrie – dem Hauptopfer der Energie- und Regulierungskrise. Seit der Zeit vor Covid-19 hat die deutsche Industrie rund 10 % ihres Produktionsvolumens verloren. Isoliert betrachtet ähnelt der Sektor eher einer Depression als einer Rezession. Eine Rückkehr zu einem nachhaltigen Wachstumspfad ist unter den gegenwärtigen Bedingungen unwahrscheinlich.

Auch der stark betroffene Bausektor leidet. Einst ein stabilisierender Faktor in den Jahren 2020–21, ist die Bautätigkeit seit 2022 eingebrochen. Die reale Bauleistung sank 2024 um 4 %, für 2025 wird ein weiterer Rückgang um 2,5–3 % erwartet. Insgesamt wird das reale Bauvolumen 2025 10–12 % unter dem Niveau von 2019 liegen.

Falsche Hoffnungen auf Rettung

Die deutsche Regierung plant ein schuldenfinanziertes Konjunkturpaket in Höhe von 847 Milliarden Euro über vier Jahre, das vor allem für die Modernisierung des Militärs und die Infrastruktur bestimmt ist. Der Großteil der Mittel dürfte jedoch dazu verwendet werden, Löcher im maroden deutschen Sozialsystem zu stopfen.

Allein im Jahr 2025 wird mit einem Defizit in der Sozialversicherung von mindestens 140 Milliarden Euro gerechnet. Der Bund muss diese Lücke schließen, um eine Kostenspirale zu vermeiden. Andernfalls würden die ambitionierten Investitionspläne der Merz-Regierung scheitern.

Deutschland ist zu einem sozioökonomischen Problemfall geworden – und seine Politiker klammern sich an das veraltete keynesianische Schema. Staatsausgaben, finanziert durch Schulden und abgesichert durch die Zinssenkung der EZB, sollen die Wirtschaft ankurbeln.

Doch das wird nicht passieren. Nur der Markt kann knappes Kapital effizient für produktive Zwecke einsetzen, die Wohlstand schaffen. Berlin hat diese Realität noch nicht begriffen.

Das kürzlich geschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und der EU wird Deutschland im ersten Jahr Zölle in Höhe von rund 6,5 Milliarden Euro kosten. Weitaus schädlicher wird jedoch die zunehmende Abwanderung von Unternehmen sein, die ihre Betriebe in die USA verlagern, um Zöllen zu entgehen – sofern sich das deutsche Zollregime nicht ändert.

Der Schuldenrausch der Merz-Regierung mag die Insolvenzwelle durch die Überflutung der Märkte mit künstlichem Kapital zwar kurzzeitig verzögern. Doch die unvermeidliche Abrechnung wird dadurch nur hinausgezögert: die Säuberung subventionierter Zombie-Unternehmen, die von billigen Krediten oder den Almosen des EU-Green-Deals profitierten.

Große Regierung, grüne Ideologie

Schon wenige Wochen nach dem Amtsantritt von Friedrich Merz ist eines klar: Es wird keine Rückkehr zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftspolitik geben. Merz hat sich als Befürworter von Big Government, Interventionismus und einer orthodoxen grünen Transformationspolitik entpuppt.

Deutschland verfügt weiterhin über das politische Gewicht, um Brüssels Transformationsagenda zu behindern und eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Vernunft zu erzwingen. Doch die rasante Deindustrialisierung und die anhaltende Rezession des Landes haben bislang keine kritische Neubewertung des politischen Kurses ausgelöst.

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